Code: 15595961
In der Modellwelt der Neoklassik streben wirtschaftliche Prozesse Gleichgewichtszuständen zu: Demnach sollen in Länder, in denen Kapital knapp und folglich hoch verzinst ist, Kapitalströme aus Ländern mit viel Kapital fließen - vo ... more
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In der Modellwelt der Neoklassik streben wirtschaftliche Prozesse Gleichgewichtszuständen zu: Demnach sollen in Länder, in denen Kapital knapp und folglich hoch verzinst ist, Kapitalströme aus Ländern mit viel Kapital fließen - vorausgesetzt, die Märkte sind offen. Daraus ergibt sich die vom wirtschaftspolitischen Mainstream vertretene entwicklungsstrategische Empfehlung, wonach Entwicklungs- wie Industriestaaten ihre Märkte öffnen sollten. Direktinvestitionen und Exportüberschüsse finanzieren dann - bei ungeschützter Konkurrenz - einen Entwicklungs- und Konvergenzprozeß. Groht stellt die neoklassische Theorie hier am Beispiel der osteuropäischen EU-Beitrittsländer auf den empirischen Prüfstand. Seine Analyse auf der Basis umfassender, zum Teil schwierig zu beschaffender Wirtschaftsdaten zeigt, daß der theoretisch erwartete Zufluß von Auslandskapital bei weitem nicht eingetreten ist und dem Finanzierungsbedarf der Volkswirtschaften nicht genügt. Auch die indirekten gesamtwirtschaftlichen Effekte von Direktinvestitionen kommen in Osteuropa kaum zum Tragen, da das geringe Produktivitätsniveau einer Absorption dieser Effekte entgegensteht. Die Untersuchung belegt nicht nur, daß und warum die Beitrittsländer noch immer auf den Boom warten; sie setzt auch generell ein weiteres Fragezeichen hinter die theoretischen Annahmen der Neoklassik.
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